Glück und Schmerz des Reisens

April 2, 2021
Schweiz/Frankreich

Aufregung im Minutentakt

Der erste Camping-Tag in Lignières - als einzige Nicht-Schweizer auf dem kompletten Platz - beginnt mit einem Glücksmoment: Unsere PCR-Tests sind negativ - Halleluja! Die Reise kann also weitergehen... Den Gedanken, dass wir direkt wieder umdrehen müssen haben wir zwar als Möglichkeit im Gepäck gehabt, aber immer ganz weit unten verstaut. Uff...

Auch Elena erwacht gut gelaunt und lässt sich glücklicherweise zu einem morgendlichen Hörspiel bewegen. Wie fast immer wacht sie als erste auf und ist keine Sekunde zum Weiterschlafen zu bewegen.

Gleich danach kommt es allerdings weniger angenehm: Nach einem gemütlichen Frühstück in der Sonne vor dem Wohnwagen wollen wir die Wasseranlage des Wohnwagens testen (auf unserem Freiburger Winterquartier haben wir zum Testen weder Strom- noch Wasseranschluss) und das Resultat ist eine zentimeterhohe Überschwemmung im vorderen Teil des Wohnwagens... So ein Mist. Wir klettern in die Innereien des Wohnwagens und schöpfen das Wasser mit Handtüchern raus und können nur spekulieren, was die Ursache ist: Undichte Leitung? Defekte Therme? Sonstiges Leck? Reparieren können wir jetzt eh nichts mehr und beschließen daher, erstmal ohne Wasseranlagennutzung weiter zu fahren. Glücklicherweise scheint die Sonne und so verdunstet (hoffentlich) die verbliebene Restfeuchte.

Bei der Ausfahrt aus dem Campingplatz (...wir durften bis 14 h bleiben...) brauche ich eine halbe Stunde, um unsere negativen PCR-Tests auszudrucken, da der Drucker an der Rezeption komische Sachen macht. Aber irgendwie funzt es dann doch.

Elena schläft nach einer Stunde ein und wir kommen prima voran. Die Einfahrt nach Frankreich gestaltet sich völlig unspektakulär. Weder an der Grenze, noch an irgendeiner Mautstation will jemand unsere aufwändig besorgten PCR-Tests, Einreisedokumente oder (nicht ganz legale) Nachtfahrsondergenehmigung sehen. Was haben wir uns Gedanken gemacht, ob wir reinkommen, wie sich das Nachtfahren gestalten wird, etc. Erst im Nachhinein erfahren wir an einem Parkplatz, dass andere Deutsche an einer Mautstation rausgezogen und komplett kontrolliert wurden. Wir machen eine erste Pause an einem Rastplatz und gönnen uns ein Eis und eine ausgiebige Runde Verstecke-spielen.

Auch hier wieder die zum x-ten Mal gemachte Erkenntnis: Bestelle in Frankreich NIE einen Cappuccino beim Barista, denn er schmeckt immer schlecht. Diesmal sogar noch die Steigerung, dass der Barista sich weigert, seine lauwarme Plörre wenigstens heiß zu servieren. Wir sollen ihn in der Mikrowelle (!!!) ums Eck warm machen. Der Automatencafé ist deutlich besser...

Es geht weiter. Normaler Verkehr - vom landesweiten Lockdown nicht viel zu spüren. Auch an den Raststätten halten die Franzosen nicht wirklich Abstand und auch die Masken kommen mehr schlecht als fachgerecht zum Einsatz. Zweiter Stop bei Einbruch der Dunkelheit an einem weiteren Rastplatz. Spontaner Kocher-Einsatz an den Steintischen mit heißem Pfefferminztee und Vesper.

Elena ist völlig aufgedreht und singt, springt und wippt wie eine gutgelaunte Furie. Wir bleiben viel länger als geplant auf dem Rastplatz, entdecken noch Fitnessgeräte und einen weiteren Spielplatz und haben viel Spaß mit unserem kleinen Energiebündel. Legendär mal wieder ein Spruch beim Blick in den Sternenhimmel: "Papa Du kannst doch mit Deinem Gleitschirm zu dem Nonno-Stern hochfliegen und den Nonno runterholen". Und: "Vielleicht hat ja der Nonno schon die Uroma Rosa und den Uropa Anton getroffen." Sie sieht immer wieder neue Tiere oder Geschichten in den Wolkenformationen und will gar nicht mehr weg vom Spielplatz.

Wir beschließen, weiterzufahren bis Elena eingeschlafen ist und dann einen Rastplatz zum Schlafen zu suchen. Elena schläft erst weit nach 22 h ein und wir finden dann um 23.15 h den "Aire Montélimar".

Unsere Frage, ob wir dort wirklich bei den LKWs übernachten sollen, erledigt sich, als wir auf den Parkpatz rollen. Denn dort sind bereits zwei Wohnmobile, zu den wir uns stellen. Das Bremer Wohnmobil werden wir am nächsten Tag noch auf einem weiteren Rastplatz zufällig treffen sowie auf der Fähre. Sie sind ein halbes Jahr unterwegs. Der Übernachtungsplatz ist prima (direkt vor den hellerleuchteten Gastronomieshops) und dass es so heftig windet (Mistral mit 70 - 80 km/h) merken wir erst so richtig, als wir beim Einschlafen den Wohnwagen schaukeln spüren. Dass dies nicht unproblematisch ist, werden wir einige Stunden später feststellen.

Corinna

Ich bin's - die im Exil lebende Italienerin

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